Unterschriftenaktion für das Bürgerbegehren zum Erhalt des Menagehauses erfolgreich beendet.
Das Menagehaus in Penzberg, Bahnhofstraße 21
Das Menagehaus wurde zwischen 1885 und 1890 erbaut von der „Oberkohle AG“ als Ledigenwohnheim für Beschäftigte des Bergwerks Penzberg. Damals hieß die Gemeinde noch „Sankt Johannisrain“. Es gab 3- und 4-Bett-Zimmer, versorgt wurden die Männer durch eine zentrale Küche. Für das Essen musste extra bezahlt werden, allerdings war es recht günstig.
1902 erfolgte der rückwärtige Anbau, auch der knapp unter den Fundamenten fließende Krumbach wurde 1902 verrohrt. 1927 wurde die Fassade des Dachgeschosses renoviert. Nach dem 1. Weltkrieg wurden in der Zentralküche Speisen für die mangelernährten Kinder zubereitet (Quäkerspeisung).
Während des 2. Weltkrieges änderte sich die Belegung, Arbeitskräfte vom Reichsarbeitsdienst und ausländische Zwangsarbeitskräfte wurden hier untergebracht. Auch Familien wohnten nun dort.
Besondere historische Bedeutung erlangte das Menagehaus in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges durch die sog. „Penzberger Mordnacht“ am 28. April 1945, wo 16 Penzberger Bürger von Werwolf-Schergen aufgehängt oder erschossen wurden. Laut Gerichtsprotokoll spähten Nazis in drei Besuchen im Menagehaus aus, ob dort sogenannte „indifferente Leute“ wohnten. Tatsächlich wurden sie fündig. In jener Nacht wurden die zwei Penzberger Bürger Franz Biersack (49) und Johann Summerdinger (56), die im Menagehaus wohnten, von sog. Werwölfen aus ihren Wohnungen geschleppt und gegenüber in der Bahnhofstraße an den Bäumen aufgehängt. Die Stadt Penzberg hat im Jahr 2022 zum Gedenken an die Mordopfer vor dem Menagehaus im Gehsteig sog. Stolpersteine einbringen lassen.
Nach dem Krieg wurden Flüchtlingsfamilien einquartiert.
In den Jahren 1967/68, als die Obb. Kohlen-Bergbau AG wegen Schließung des Bergbaus ihre Immobilien veräußerte, erwarb ein einflussreicher Penzberger Geschäftsinhaber das Haus und sanierte es gründlich, aber ohne seinen Wiedererkennungswert zu zerstören. Es wurde zu einem Geschäftshaus umgebaut mit großen Schaufensterscheiben im Erdgeschoss. Heute befindet sich dort ein Optikergeschäft, die lange dort ansässige Apotheke wurde 2024 durch ein Geschäft für mediterrane Spezialitäten ersetzt.
2022 wurde das Gebäude sowie die benachbarten Gebäude Bahnhofstraße 23 und 25 verkauft. Der Verein für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte befürchtete einen Abriss und sammelte Unterschriften für den Erhalt des Menagehauses. In kürzester Zeit kamen 749 Unterschriften zusammen, die dem Bürgermeister im Mai 2023 überreicht wurden. Im März 2023 bat der Verein um Aufnahme in die Denkmalliste, ein Eintrag erfolgte aber nicht.
2024 stellte der Investor dann erstmals seine Pläne für das Karree vor: Sie beinhalten den Abriss aller alten Gebäude. Neubauten mit einer Höhe bis zu 5 Geschossen plus Staffelgeschosse sind geplant, zur Bahnhofstraße hin als langer Riegel. Dies betrifft quasi ein Viertel der Innenstadt. Dagegen weht sich der Denkmalverein. In einem Appell an die Stadtratsmitglieder fasste er seine Bedenken gegen den geplanten Neubau zusammen und unterstrich die Bedeutung des Menagehauses verbunden mit der Bitte an die Stadträte, sich für den Erhalt des Menagehauses einzusetzen. Mehrfach wurde eine Entscheidung vertagt, das Einsetzen einer Gestaltungskommission jedoch abgelehnt.
Im Oktober 2024 gründete sich aus dem Denkmalverein heraus die Bürgerinitiative „Für den Erhalt der Menagehaus-Zeile“ mit dem Ziel, ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen. Ab dem 9. November 2024 werden Unterschriften gesammelt für ein Bürgerbegehren mit der Fragestellung:
„Sind Sie dafür, dass das Menagehaus und die noch erhaltenen historischen Gebäude inb Penzbergs Innenstadt bestehen bleiben?“
Begründet wird das Bürgerbegehren folgendermaßen:
- In der Geschichte unserer über 100 Jahre alten Stadt verkörpern das Menagehaus, der Bayerische Hof und das Ahammer Gebäude das historische und ästhetische Gedächtnis der Stadt.
- In dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) werden die Menagehaus-Zeile, der Bayerische Hof und das Ahammer-Gebäude als stadtbildprägende Gebäude dargestellt.
- Wir befürchten, dass die letzten Überreste baulicher Zeugen an die Bergwerkstradition sowie die NS-Zeit mit der Penzberger Mordnacht durch die geplanten massiven Bauten verschwinden und einer gesichtslosen Innenstadt weichen werden.
Siehe auch: Altstadt