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Altstadt

ALTSTADT

Die letzten Überreste baulicher Zeugen an die Bergwerkstradition oder gar an die Ursprünge, an die Entstehungszeit der früheren Bergwerksstadt drohen zu verschwinden. Es geht um die letzten Reste davon in unserer Innenstadt – nennen wir sie „Altstadt“, des besseren Verständnisses wegen.

Da ist die Rede vom Abriss/ Umbau von

    • dem Menagehaus mit Kathederhaus
    • dem ehemaligen Bayerischen Hof
    • der Konditorei Ahammer (früher Bäckerei Zach)
    • der Sigmundstraße, wo die Baumallee geopfert wird
    • den Linden an der Penzberger Hauptkreuzung

Menagehaus

Der Name leitet sich von Funktion her, das Gebäude diente zur Unterkunft und Verpflegung lediger Arbeiter. Untergebracht waren dort ledige Bergarbeiter, meist jüngere Burschen. Im Erdgeschoss war eine große Küche. Nach dem 2. Weltkrieg befand sich das Ledigenheim im Ökonomiehof, im Menage-Haus waren dann kinderreiche, bedürftige Familien untergebracht.

Historische Bedeutung

Im Menagehaus wohnten zwei Opfer der Penzberger Mordnacht: Die 2022 (!) von der Stadt eingebrachten Stolpersteine erinnern daran.

    • Franz Biersack, Jahrg. 1896 (erhängt)
    • Johann Summerdinger, Jahrg. 1899 (erhängt)

Sebastian Tauschinger, in der Mordnacht entkommen, weil sein Strick riss, hat sich verwundet zum Hintereingang des Menagehauses geschleppt, wo er schließlich Hilfe bekam und ins Krankenhaus gebracht wurde.

Bayerischer Hof

Entstanden zwischen 1873 und 1880, ist es eines der ersten Gasthäuser in Penzberg. Hier fanden die Gemeinderatssitzungen statt, bevor man ins Rathaus umzog. Ab 1960 ist die Gaststätte verpachtet. Zusammen mit dem Nachbarhaus (Café Ahammer) bildet das Gebäude ein Ensemble und ist eines der letzten Gebäude im ursprünglichen Stil an der Bahnhofstraße.

Bäckerei Ahammer

Eines der letzten Original-Gebäude der aus den Gründungsjahren der Stadt. Im Speicher des Hauses wurde die Vereinsfahne vom Ersten Allgemeinen Kranken-Unterstützungsverein e.V. versteckt. Der Verein war am 11. Februar 1878 im damaligen Stenglhaus (Fischhaberstr.) gegründet worden um die Mitglieder unabhängig vom Bergwerk abzusichern. Der Wolfenbauernsohn Johann Nep. Bocksberger, geb. 22. August 1843, war Vorstand des Vereins, weil er nicht wirtschaftlich vom Bergwerk abhängig war. Und der Schneidermeister Michael Pfalzgraf (1873 nach Penzberg gekommen), der im späteren Ahammer-Haus wohnte, konnte die Fahne verstecken, weil auch er als unabhängiger Handwerksmeister nicht von der Werksdirektion des Bergwerks gemaßregelt werden konnte.

Die Sigmundstraße

Die Sigmundstraße ist eine der ältesten Straßen Penzbergs, was man schon an dem Namen erkennt, benannt nach Sigmund Henle, einem der Bergwerksdirektoren. Es war einmal eine schöne Allee, einige Bäume stammen noch aus der Gründungszeit der Stadt. Inzwischen ist es eine Mischung aus alten und nachgepflanzten Bäumen. Jetzt (2022/23) sind weitere gesunde Bäume umgeschnitten worden, weil man Platz für Erdarbeiten brauchte. Zwar sind Nachpflanzungen geplant, doch die können nur ein kümmerlicher Ersatz sein.

Die Linden an der Bahnhofstraße beim Stadtplatz

Sie sollen laut einem Beschluss des Bauausschusses vom April 2028 aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Der Denkmalverein bezweifelt, dass die Verkehrssicherheit nicht gegeben ist. Nicht nur macht gerade der Baum an der Hauptkreuzung optisch einen gesunden Eindruck, er hat auch den Sturm im Juli, dem einige Bäume in Penzberg zum Opfer fielen, standgehalten. Da diese Bäume als stumme Zeugen der Penzberger Mordnacht historisch wertvoll sind, sollten sie so lange wie möglich erhalten bleiben. An diesen Bäumen sind Albert Grauvogel und andere Opfer der Mordnacht erhängt worden. Noch leben Augenzeugen, die dies bestätigen können.

Der Denkmalverein fordert seit Mai 2023 ein fundiertes Fachgutachten eines vereidigten Sachverständigen für diese Linden. Trotz wiederholter Nachfragen blieb unser Brief unbeantwortet. Bis Ende September gilt ein gesetzliches Baumfällverbot. Bevor nun die Säge anrücken könnte, setzt der Denkmalverein auf ein Umdenken in der Stadtverwaltung und möchte nun selbst ein Gutachten in Auftrag geben. Der Denkmalverein hofft, dass die Bürger den Verein durch Spenden dafür unterstützen. Dazu wird am 30.9.2023 ein Infostand am Stadtplatz aufgebaut.